Wie kann die eigene Wohnung zukünftig dazu beitragen, das Leben für uns alle, aber insbesondere für Ältere und Menschen mit Behinderung sicherer und komfortabler zu gestalten? An dieser Frage forschen jetzt gemeinschaftlich die Nibelungen-Wohnbau-GmbH und die Baugenossenschaft ›Wiederaufbau‹ eG auf Initiative der Metropolregion GmbH. Im Projekt „Die Zukunftswohnung – AAL Wohnungen in Forschung und Praxis“ wird zusammen mit dem Institut für Datentechnik und Kommunikationsnetze der Technischen Universität Braunschweig und dem Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der TU Braunschweig und MH Hannover (PLRI) in mehreren Wohnungen intensiv geforscht – und bereits darin gewohnt. Das Amt für regionale Landes-entwicklung Leine-Weser des Landes Niedersachsen fördert das gemeinsame Projekt der Marktteilnehmer.

Neben den bereits ausgerüsteten Wohnungen in Braunschweig werden weitere Bestandswohnungen in Seesen und Goslar mit der AAL-Technik ausgestattet. Denn gerade außerhalb der Ballungszentren drohen in der Zukunft gesundheitliche Versorgungslücken, deren Auswirkungen die Wohnungs-gesellschaften mithilfe der assistierenden Gesundheitstechnologien mindern wollen. Diese Stadt-Land-Kooperation hat auch die Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH überzeugt, das Projekt zu unterstützen: „Die Stärkung der Stadt-Land-Kooperation ist ein wesentliches Ziel der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH, die das Projekt im Rahmen ihrer eHealth-Initiative angestoßen hat“, sagt Kai Florysiak, Geschäftsführer der Metropolregion.

„Das Projekt ist eine logische Fortführung unserer historisch gewachsenen Kooperation der Braunschweiger Wohnungs-unternehmen. Durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit schaffen wir Synergien, die unser Selbstverständnis als Genossenschaft unterstreichen“, sagt Torsten Böttcher, Vorstandsmitglied der ›Wiederaufbau‹ eG. Am Ursprung des Forschungsprojekts stehen die Herausforderungen des demografischen Wandels: Die älter werdende Bevölkerung stellt neue Anforderungen an Sicherheit, Komfort und medizinische Versorgung, denn im Alter sinkt die Mobilität, das Risiko für Erkrankungen und die Anzahl der Alleinlebenden steigen. Dennoch ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnung zu führen, ist ein zentrales Zukunftsthema. Die Kernanforderung: Privater Wohnraum muss zunehmend mehr bieten als „nur“ Barrierefreiheit und mehr als „Smart Home“. Gefragt sind altersgerechte Assistenzsysteme (Ambient Assisted Living, AAL), die zusätzlich Sicherheit und gesundheitliche Unterstützung im Alltag bieten. Dazu gehören neben intelligenter Licht-, Strom- oder Heizungssteuerung vor allem Meldesysteme und Sensorik, die die privaten vier Wände zum diagnostisch-therapeutischen Raum werden lassen: die Wohnung wird dritter Gesundheitsstandort neben Kliniken und Arztpraxen. „Assistierende Gesundheitstechnologien werden zukünftig eine wichtige Rolle spielen. Auch im aktuellen ‚Siebten Altenbericht‘ der Bundesregierung wird die Bedeutung solcher Assistenzsysteme für das selbstständige Wohnen hervorgehoben und empfohlen, solche Systeme für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen und in das Leistungsrecht der Kranken- und Pflegekassen aufzunehmen“, erklärt Prof. Dr. Reinhold Haux vom PLRI.

Aus Forschung wird Praxis
Ziel des Forschungsprojektes ist es, nicht nur die potenziell mögliche Technik zu erforschen, sondern insbesondere die Markt- und Alltagstauglichkeit assistierender Gesundheitstechnologien zu erproben. „Als Vertreter der Wohnungswirtschaft fühlen wir uns verpflichtet, die Zukunft des Wohnens aktiv und produktiv mitzugestalten. Denn gerade unsere Region als moderner Forschungsstandort bietet uns das notwendige Know-How, diese Verantwortung wahrzunehmen“, so Rüdiger Warnke, Geschäftsführer der Nibelungen-Wohnbau-GmbH. Schon jetzt gehen Forschen und Wohnen Hand in Hand: In der Forschungswohnung in der Braunschweiger Ilmenaustraße lebt schon heute ein Mieter unter realen Bedingungen mit den Zukunfts-Technologien. Auch in der Bochumer Straße werden Theorie und Praxis vereint: Studenten der Technischen Universität forschen in sechs Wohnungen, wohnen gleichzeitig als Probanden dort und unterziehen die intelligente Wohnung rund um die Uhr dem Alltagstest.

Foto: Jungherr

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